"Was der Frühling nicht säte, kann der Sommer nicht reifen,
der Herbst nicht ernten, der Winter nicht genießen."
(Johann Gottfried von Herder)

Die vier Jahreszeiten

von Marcus Tessmer
2006-2013

Winter

Bitterkalt ist es geworden,
Schnee fällt plötzlich in der Nacht.
Die weißen Flocken rieseln sanft -
welch ein Anblick, welch eine Pracht!

So erhält die nackte Landschaft
ein weißes, wunderschönes Kleid.
Ein geheimnisvolles Glitzern
sieht man draußen weit und breit.

Unvermindert geht es weiter -
das verzaubernde Flockenspiel.
Unsere Welt liegt tief im Schlaf,
warm zugedeckt vom Schnee, der fiel.

Und am Morgen sieht man Kinder,
ihre Augen leuchten sehr,
können es kaum noch erwarten,
Schneeballschlacht - da geht's hoch her!

Lange mußten die Kleinen warten,
dass Väterchen Frost sie wieder beehrt.
Mit dem Schnee und mit der Kälte
ist der Winter zurückgekehrt!

Doch bei den Alten wächst die Sehnsucht,
erwachen soll die schlafend' Welt.
Winter, bleibe nicht für immer,
damit uns der Frühling bald erhellt!

Frühling

Noch schlafend liegt die Welt danieder,
doch langsam schwindet der Winterbann.
Ein Magier betritt die Weltenbühne:
der Frühling kündigt sein Kommen an.

Die Vorboten erscheinen an vielen Orten:
Schneeglöckchen sprießen am Wegesrand.
Erste Knospen verzieren die Bäume -
Leben kehrt wieder zurück in das Land.

Ein lieblicher Gesang durchbricht die Stille.
Die Zugvögel sind wieder heimgekehrt,
begrüßen mit ihrem Lied die Heimat -
nur hier ist ihr Leben wirklich lebenswert.

Geweckt vom zarten Kuss des Frühlings,
gestreichelt vom wärmenden Sonnenschein,
öffnen die Menschen Fenster und Türen -
ein frischer Frühlingsduft strömt nun hinein.

Die Welt erblüht und mit ihr die Menschen.
Endlich ist die Zeit der Lethargie vorbei.
Die Herzen sind wieder bereit für die Liebe.
Ein fröhlicher Mensch lässt gern Gefühle frei.

So wirkt die Magie des Frühlings wieder
und verzaubert die Welt in kürzester Zeit,
bringt ihr Liebe, Frohsinn und neues Leben.
Der Sommer ist nun auch nicht mehr weit...

Sommer

Die Tage sind heiß und lang geworden,
die Nächte sehr mild und sternenklar.
Eine Nachtigall durchbricht die Stille,
sie singt jeden Abend so wunderbar.

Ihre Lieder sind sanft mit viel Gefühl
und hauchen der Nacht Lebendigkeit ein,
Melodien vom Sommer und der Liebe -
verzaubernde Klänge im Mondenschein.

Begleitet vom Rauschen des kleinen Baches
musizieren auch Grillen am Wegesrand.
Tanzend wiegen sich Bäume und Gräser.
Eine leichte Brise streicht über das Land.

Als langsam die Sonne am Horizont erscheint,
glänzen die Wiesen vom nächtlichen Tau.
Ein Hahnenkrähen begrüßt den Morgen
und der Himmel lächelt im schönsten Blau.

Der Sommer strotzt voller Kraft und Leben,
ach möge er nie vorübergehen.
Doch im Hintergrund wartet schon der Herbst.
Zum Glück gibt es bald ein Wiedersehen.

Herbst

Goldener Glanz liegt auf den Feldern -
die Welt in ihrer schönsten Pracht,
doch stiller wird es in den Wäldern,
es naht der Herbst mit aller Macht.

Viel kürzer werden schon die Tage
und auch die Luft wird langsam kalt,
Vergänglichkeit macht ohne Frage
selbst bei Mutter Natur nicht halt.

Die Sonne küsst mit ihren Strahlen
ein letztes Mal den Erdengrund,
der Herbst beginnt schon mit dem Malen
und streicht die ganzen Blätter bunt.

Als wollte er uns damit sagen
verliert nicht eure Heiterkeit,
genießt auch an den kalten Tagen
das Leben und die freie Zeit.

Es ist doch nicht das Weltenende,
nur Zeit für einen Neuanfang,
schon bald kommt wieder eine Wende
so wie bei Sonnenuntergang.

Der Frühling, Sommer, Herbst und Winter
sie alle können magisch sein,
kein großer Zauber steckt dahinter,
lass nur das Glück zu dir herein!